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Diese Geschichte wurde uns am Parking Day erzählt. Was es mit diesem Tag auf sich hat, erfährt ihr in dieser Geschichte.

Heute haben wir das erste Mal unser Kaffeevelo ausprobiert. Das ist ein mobiler Kaffeestand auf Rädern, ein Velo dahintergespant. Auf dem Stand gibt es alles, was man zum Kaffeemachen braucht: Kühlschrank, Brünneli, Wasseranschluss, Batterie. Auf all den vielen Parkplätzen könnte man so viel Gutes machen. Heute verschenken wir Kaffee. Also parkier dich hier und mach einen coffee parking break!

Wir sind Kaffeeliebhaber, aber bei Kaffee weisst du meist nicht wirklich, woher er kommt. Auf einer Reise in Uganda haben wir eine total nette Bauernfamilie getroffen. Sie bauen auf 1700 Meter Kaffee an. Als völlige Greenhorns nahmen wir einen Sack Kaffee mit in die Schweiz und wollten den Kaffee rösten lassen. Wir haben dann gemerkt, dass wir einen Schritt ausgelassen haben: das hullen, schälen der Bohnen. So kann man doch keinen Kaffee rösten, wurde uns gesagt. Und hier in der Schweiz kann niemand hullen, weil man das normalerweise bereits im Produktionsland macht. Wir haben es dann halt selbst mit dem Wallholz gemacht.

Wir waren sehr gwundrig: Was ist das für ein Kaffee, welche Aromen hat er? Wir haben bei einer offiziellen Qualitätskontrolle einen Test machen lassen. Ein Kaffee über 80 Punkte bezeichnet man als «Specialty Coffee». Wir haben 83,5 Punkte bekommen! Zuerst wollten wir also Grünkaffee importieren und dann hier an eine Rösterei weiterverkaufen. Aber für uns war es wichtig, dass die Produzentinnen selber bestimmen können, welcher Preis fair ist. Ein Preis, so, dass sie mit dem Verdienst die lokale Infrastruktur verbessern oder Schulgelder für die Kinder bezahlen können. Dieser Preis war dann das dreieinhalbfache des Welthandelspreises. In der Schweiz würde keine Rösterei Kaffee zu dem Preis nehmen. So blieb uns nichts anderes übrig, als alles selber zu machen.

Ich komme aus dem Design, habe Verpackung und Webseite gestaltet. Dann haben wir alle unsere Freunde angekickt, viele haben bestellt und wir konnten unsere erste Charge Isule Kaffee ausliefern. Isule, so heisst die Gemeinde in Westuganda, wo der Kaffee herkommt. Es ist cool, ein eigenes Produkt zu haben. Es ist unser eigenes Baby, wir können alles selber bestimmen. Ich liebe das Haptische, die Sensorik, die Sinnlichkeit des Kaffees. Und Kaffee bringt die Leute zum Schwatzen. Sie kommen her, trinken einen Kaffee, fragen und erzählen alles Mögliche.

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Die meisten Geschichten entwickeln sich in einem Gespräch und wir schreiben sie auf. Manche Geschichten werden uns zugeschickt, auf Einladung oder spontan. Bislang haben wir die Geschichten nicht systematisch gesucht – sie ergeben sich durch spontane Kontakte, Empfehlungen und Zufälle.

Die Geschichten widerspiegeln nicht immer unsere Meinung; und die Geschichtenerzählerïnnen sind wohl auch nicht immer einer Meinung.

Stories for future wurde von Moritz Jäger und Gabi Hildesheimer von Tsuku ins Leben gerufen. Die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt das Projekt mit einem finanziellen Beitrag. Weitere Interessenbindungen bestehen nicht.

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