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Wie retten wir die Welt? Schaffen wir das allein mit Demonstrationen und Aktionen? Das glaube ich nicht. Aber die Politik allein ist nicht schnell genug. Es braucht beides, also investiere ich in beides. Wenn die Strasse Druck macht, agiert die Politik schneller, aber entschieden wird letztlich trotzdem in den Institutionen. Ausser man glaubt an eine Revolution, aber in der Schweiz darauf zu setzen, wäre reichlich unrealistisch. Es gibt wohl keinen Generalstreik in nächster Zeit.

Bis zwanzig habe ich ein ziemlich normales Leben geführt. Ich habe eine Lehre als Landschaftsgärtner gemacht und dabei angefangen, mich für die Umwelt zu interessieren. Als ich gesagt habe, ich spritze diese Rosen nicht mehr, wurde das zwar akzeptiert, aber man sagte mir, du wirst schon sehen, damit kommst du auf die Länge nicht durch. Nach der Lehre habe ich angefangen zu studieren, daneben Grassrooted gegründet, als erstes haben wir 28 Tonnen Tomaten vor der Biogasanlage gerettet. Als Ende 2018 der Klimastreik auf die Strasse ging, habe ich mich dort engagiert und das Studium an den Nagel gehängt. Zu den jungen Grünen bin ich, weil ich dachte, das brauche es eben auch. Unterdessen bin ich in den Gemeinderat von Zürich gewählt worden. Ich will alle Mittel ausschöpfen, damit sich etwas bewegt, will bessere Bedingungen schaffen, damit nicht immer mehr Leute wegen der Klimakrise leiden. Im Moment habe ich die Energie, das Spiel mitzumachen, Diskussionen durchzustehen, an denen ich nicht unbedingt Freude habe.

Bei Kampagnen oder auch Wahlen schöpfe ich immer wieder die Energie, die ich brauche, um im Rat gewisse Situationen auszuhalten. Bei der Kampagne für das Klimaschutzgesetz arbeiten etwa sechzehn Leute, viele davon sehr jung. Wir unterstützen uns gegenseitig, auch emotional, das braucht es, sonst kannst du diese Belastung nicht stemmen. Der Druck ist enorm, auch von aussen, und man hat Angst vor dem Scheitern. Zum Glück habe ich schon Erfahrung mit solchen Situationen, mit Wahlkämpfen und Initiativen. Heute bin ich guten Mutes, dass wir diese Abstimmung gewinnen, ich habe für mich ausgeschlossen, dass es nicht klappt. Ich versuche andere, die so etwas noch nicht erlebt haben, mit meinem Optimismus anzustecken.

Ich mach das nicht für ewig, mein Zeithorizont ist bis 2030. Mindestens für diese Frist setze ich meine ganze Kraft dafür ein, ein paar wichtige Weichen zu stellen und dringende Massnahmen umsetzen. Damit es endlich zügig in die richtige Richtung geht. Wenn sich manchmal Zweifel einschleichen, lade ich liebe Menschen ein und koche etwas Feines aus geretteten Lebensmitteln.

Die neuen Pläne von Dominik findest du hier. Mit Grassrooted Essen retten kannst du hier, der Verein Klimaschutz macht auch nach der Abstimmung hier weiter.

Diese Geschichte wurde im Rahmen der Serie Stories für Züri gesammelt. Fotos: Ramon Lehmann; Caroline Krajcir.

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Stories for future wurde von Moritz Jäger und Gabi Hildesheimer von Tsuku ins Leben gerufen. Die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt das Projekt mit einem finanziellen Beitrag. Weitere Interessenbindungen bestehen nicht.

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