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Bei Madame Frigo organisieren wir öffentliche Kühlschränke. Leute bringen Lebensmittel, die sie nicht mehr brauchen, und nehmen andere mit. Meine Aufgabe ist es, die Freiwilligen zu betreuen, die für die Kühlschränke verantwortlich sind. Sie gehen alle zwei, drei Tage vorbei, schauen, dass es sauber ist und keine unerlaubten oder schlechten Sachen drin liegen. Die Frigos stehen ja im öffentlichen Raum, sind rund um die Uhr zugänglich, aber Vandalismus ist zum Glück kaum ein Problem. Sprayereien kommen vor, manchmal wird Putzmaterial oder die Brotbox geklaut. Wir befestigen sie jetzt.

Wir schätzen, dass wir im letzten Jahr etwa 175 Tonnen Lebensmittel gerettet haben. Wir haben heute Kühlschränke an über hundert Standorten in vierzehn Kantonen. Etwa vierhundertfünfzig freiwillige Personen schauen dazu. Neue Standorte müssen wir nicht suchen. Wir werden von interessierten Leuten angefragt, meist mehrmals pro Woche. Es braucht nicht viel: Einen Standort, Strom und ein paar Freiwillige. Wenn wir mit unserem Lieferwagen dort ankommen, warten die Leute schon gespannt, manchmal sind auch Kinder dabei und es ist ein kleines Fest. Wir stellen zusammen das Häuschen auf und schliessen den Kühlschrank an. Am Anfang machen die Freiwilligen in der Nachbarschaft auf den Kühlschrank aufmerksam. Wir geben den Tipp, dass man zusätzlich auch aussortierte Produkte in Läden abholen kann, um den Lebensmitteltausch im Frigo zu fördern.

Ich geniesse diese Momente sehr, freue mich, dass ich den Menschen diese Freude machen darf. Manchmal liegt ein Brieflein im Frigo, in dem sich Leute bedanken. Wenn ich am Abend das Gefühl habe, etwas Sinnvolles gemacht zu haben, wenn vielleicht nur eine Person ihr Verhalten überdenkt, dann gibt mir das viel. Mit einer Plakatkampagne möchten wir jetzt noch viel mehr Leute erreichen. Wir wollen Lebensmittel vorstellen und aufzeigen, weshalb sie zu wertvoll zum Wegwerfen sind. Unsere Botschaft: Iss es oder bring’s Madame Frigo!

Mehr über Madame Frigo findest du hier.

Diese Story wurde im Rahmen der Serie Stories für Züri gesammelt.

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Die meisten Geschichten entwickeln sich in einem Gespräch und wir schreiben sie auf. Manche Geschichten werden uns zugeschickt, auf Einladung oder spontan. Bislang haben wir die Geschichten nicht systematisch gesucht – sie ergeben sich durch spontane Kontakte, Empfehlungen und Zufälle.

Die Geschichten widerspiegeln nicht immer unsere Meinung; und die Geschichtenerzählerïnnen sind wohl auch nicht immer einer Meinung.

Stories for future wurde von Moritz Jäger und Gabi Hildesheimer von Tsuku ins Leben gerufen. Die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt das Projekt mit einem finanziellen Beitrag. Weitere Interessenbindungen bestehen nicht.

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