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Wir lebten in der DDR und da gab es zwar alles, was man brauchte, aber keine große Auswahl und oft keine hübschen Sachen. Meine Schwester war 1961, vor dem Bau der Mauer, abgehauen. So nannten wir das damals.

Ich konnte einmal meine Schwester im Westen besuchen. Zu Verwandten ersten und zweiten Grades durfte man zu besonderen Festen, zum Beispiel Hochzeit, Taufe oder runde Geburtstage ab 60 Jahren, für ein paar Tage fahren. Wir gingen zusammen in Kaufhäuser, Sachen anschauen. Geld zum Kaufen hatte ich ja kaum. Aber die Kinderkleidchen hätten mir schon gut gefallen, ich hatte damals bereits Enkel. So habe ich ein kleines Heftchen in meiner rechten Hand versteckt, ich bin Linkshänderin, und insgeheim Skizzen der Kleidchen gemacht. Zuhause habe ich sie dann so gut ich konnte nachgenäht. Dazu nutzte ich vorwiegend Stoff aus getragener Kleidung, von wo denn sonst, aus dem Westen.

Die Familie hat sich über die exklusiven Kleidchen gefreut und wir hatten sowohl dem Westen als auch dem Osten ein Schnippchen geschlagen.

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Die meisten Geschichten entwickeln sich in einem Gespräch und wir schreiben sie auf. Manche Geschichten werden uns zugeschickt, auf Einladung oder spontan. Bislang haben wir die Geschichten nicht systematisch gesucht – sie ergeben sich durch spontane Kontakte, Empfehlungen und Zufälle.

Die Geschichten widerspiegeln nicht immer unsere Meinung; und die Geschichtenerzählerïnnen sind wohl auch nicht immer einer Meinung.

Stories for future wurde von Moritz Jäger und Gabi Hildesheimer von Tsuku ins Leben gerufen. Die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt das Projekt mit einem finanziellen Beitrag. Weitere Interessenbindungen bestehen nicht.

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