Neue Geschichten jeden Dienstag und Freitag.

-167-

Früher war ich ein echter Öko-Besserwisser und habe die Leute kritisiert, die in den Ferien nach Sambia flogen oder übers Wochenende nach Mallorca. Heute wandle ich das in positive Energie um, und das geht bei mir eben meistens über das Velo. 2018 waren an der Velorundfahrt Critical Mass erst so zwanzig Personen unterwegs. Ein paar andere und ich wollten den Event bekannter machen und haben deshalb unseren Verein Vélorution gegründet. Unsere Arbeit hat sicher mitgeholfen, dass ein Jahr später schon tausend Leute mitgefahren sind, und nochmal ein Jahr später fünftausend.

Die Vélorution hat heute vier Hauptprojekte am Laufen, ich brenne für alle. Da ist die Kidical Mass, der Veloumzug für die Kids, den lassen wir von der Polizei bewilligen, damit es keinen Stress gibt. Für einmal gehört den Kindern die ganze Strasse. Zu einem Anlass haben wir alle Kinder vom Bundesasylzentrum eingeladen. Und im November machen wir immer den Räbeliechtli-Umzug, mit Velolampen statt Kerzen, die blinken so schön.

Ganz toll läuft auch das VéloKino. Die Idee: Kino kann man überall machen. Hinter den normalen Zuschauerreihen stehen zehn Velos, mit denen wir Energie für den Beamer, Computer und Lautsprecher produzieren. Die Leute lösen sich beim Trampeln ab und geniessen gleichzeitig den Film, das ist megaschön. Und es schafft ein Bewusstsein dafür, wie viel Energie so eine Produktion braucht.

Das dritte Projekt ist Stadt-Land-Velo. Wir fahren als Gruppe von Zürich mehrmals pro Jahr auf den einen oder anderen Bauernhof, helfen dort bei der Arbeit und fahren am Abend wieder zurück. Es geht darum, uns StädterInnen wieder bewusst zu machen, wo unser Essen herkommt. Diese Verbindung schaffen wir mit dem Velo.

Und dann ist da noch das Lastenradkollektiv. Wir bekamen eine «Unterstützung für den Bau von sechs Lastenvelos. Damit organisierten wir einen Workshop mit xyz-Cargo, das sind Künstler und Architekten aus Hamburg und Dänemark. Die haben ein Lastenvelo entworfen, das total einfach zusammengebaut werden kann. Es besteht aus standardisierten Alu-Stangen. Durch das modulare Prinzip kannst du alles Mögliche machen, zum Beispiel einen Aufbau für eine mobile Küche oder ein DJ-Set. Fünfzig Personen haben an drei Tagen geholfen, die Velos zu bauen. Wir wollten möglichst viele Leute einbeziehen und gleich auch eine Community aufbauen.  Die sechs Lastis sind jetzt bei Hosts zuhause. Die können sie selber brauchen, aber sie sind vor allem für die Verleihung zuständig. Zudem kann jede Person, die ein Lastenvelos und einen Veloanhänger besitzt, diese über die Website des Lastenradkollektivs anbieten. Damit unterstützen wir damit das Teilen von Cargobikes und Anhängern, diese werden öfters genutzt und es ist noch leichter, etwas auszuleihen. Grundsätzlich ist alles gratis, aber man kann für den Reparaturfonds spenden.

Die Vélorution ist toll. Wir teilen die gleiche Leidenschaft, arbeiten gratis und freiwillig und wenn ein Projekt ins Rollen kommt, macht uns das so glücklich. Das steckt ganz ohne Besserwisserei an und macht uns Hoffnung für eine noch schönere Zukunft.

Diese Story wurde im Rahmen von Stories für Züri gesammelt.

Teile diese Geschichte

Und jetzt? Unsere Empfehlungen zum Weiterlesen:

Wir sind Menschen, die von einem guten Leben in einer gesunden Welt erzählen.
Folge den neuen Geschichten jeden Dienstag und Freitag.

Die Geschichten hinter den Geschichten.

stories for future

Stories for Future lässt Menschen Geschichten erzählen. Über ein gutes Leben, eine gesunde Welt, über neue Perspektiven und alles, was sie schön finden, was ihnen wichtig ist und ihnen guttut.

Die meisten Geschichten entwickeln sich in einem Gespräch und wir schreiben sie auf. Manche Geschichten werden uns zugeschickt, auf Einladung oder spontan. Bislang haben wir die Geschichten nicht systematisch gesucht – sie ergeben sich durch spontane Kontakte, Empfehlungen und Zufälle.

Die Geschichten widerspiegeln nicht immer unsere Meinung; und die Geschichtenerzählerïnnen sind wohl auch nicht immer einer Meinung.

Stories for future wurde von Moritz Jäger und Gabi Hildesheimer von Tsuku ins Leben gerufen. Die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt das Projekt mit einem finanziellen Beitrag. Weitere Interessenbindungen bestehen nicht.

Fragen, Feedback, Geschichten?