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Die Idee war: Wir kopieren einen städtischen Platz und bauen ihn ein zu eins nach, aber aus Pflanzen. Die Neugier dahinter ist stark künstlerisch. Biodiversität muss man eben auch divers sehen, man muss die Natur umfassend verstehen. Mensch und Raum, auch der gebaute, gehören dazu. Ich bin bildender Künstler, will Projekte machen, die sinnhaft sind, herausfordernd auf allen Ebenen. Spannend wirds da, wo neue Sachen entstehen, wo ein Gedanke physisch Gestalt annimmt.

Mit Bee’n’Bee machen wir Projekte zur Förderung der Biodiversität. Wir haben in der Landwirtschaft angefangen, das läuft ganz gut, wir helfen, vielfältige Flächen anzulegen und die Landschaft wieder bunter zu machen. Dann wollten wir einmal etwas ganz anderes machen und kamen eben auf diese Idee. Ein zentraler Platz, den alle kennen, sollte es sein. Das Bellevue hat sich gleich angeboten, der heutige Verkehrsknotenpunkt war früher ein Park mit Baumalleen, wo Familien ihren Sonntagsspaziergang machten. Klar, das war schon ein bisschen sportlich, gleich mit einem so grossen Platz anzufangen. Und dazu wollten wir auch, dass die Aussicht vergleichbar ist, also die Sicht auf die Glarner Alpen war schon wichtig. Wir haben die Aufgabe von A bis Z durchdekliniert, was ist die Ausgangslage, was wollen wir, was brauchen wir? Damit gingen wir zu Grünstadt Zürich und trafen auf total offene und begeisterungsfähige Menschen. Man hat das Potenzial unserer Idee sofort erkannt. «Wie gross soll die Fläche sein, 0.8 Hektare? Ich hätte da etwas auf dem Hönggerberg, das könnte passen.» Mit der Zusage für das Land gaben wir das Projekt im Wettbewerb «Für Züri» ein und haben gewonnen. Damit konnte Vuebelle real werden. Auch in anderen Ämtern waren die Türen für uns offen. Es ist einfach unglaublich, was möglich ist. Ich glaube, das Gegenüber nimmt war, welchen Schub es hinter einer Idee hat, und es freut sich, Teil eines schönen Plans zu werden.

Jetzt wird der Boden vorbereitet, dann werden die Umrisse mit Stecken übertragen, und dann kommen die Pflanzen. Dort, wo es für Fussgänger sicher ist, also die Trottoirs und die Bereiche um die Tramhaltestellen, das gehen wir mit dem Rasenmäher durch. Die Tramhäuser werden durch Schirmmaulbeerbäume oder Marronibäume nachgebaut, die Strassen sind Gärten, der Billettautomat ist vielleicht ein Grill. Sinnlichkeit ist sehr wichtig, auf dem Hönggerberg wird alles sichtbar, erlebbar, du erkennst und spürst die Geometrie des Platzes. Vuebelle ist nicht eine Blau-, sondern eine Grünpause des Bellevues.

Unser Pachtleihvertrag läuft acht Jahre, aber es ist vereinbart, dass mindestens die Bäume länger bleiben. Heute ist die Fläche kaum genutzt. Wenn der neue Platz von den Menschen angenommen wird, wenn sie die Gärten bewirtschaften, den Biodiversitätslehrpfad nutzen, sich am unglaublichen Bergpanorama erfreuen, dann wird das alles sicher über diese Zeit hinaus weiterleben. Etwas zu schaffen, wo eine Verbindung zwischen Mensch und Natur entsteht, das macht mich so glücklich. Vor der vielen Arbeit, die es bis dahin noch braucht, habe ich Respekt.  Aber ich bin sicher, dass wir unsere Vision realisieren können. Die Bevölkerung hat schon auf das Projekt reagiert, anscheinend ist es zum Gesprächsthema Nummer Eins in Höngg geworden. Das ist doch etwas Schönes, wenn ein Kunstprojekte etwas bewegen und Diskussionen anstossen kann.

Ich sehe Vuebelle als Pilotprojekt für Plätze in anderen Städten. Manchmal musst du Sachen einfach machen. Nur so erkennst du die realen Konstellationen, es ist wie ein Mobile: Du musst probieren, was passiert, wenn du Gewichte verschiebst, und was die Reaktionen sind wenn du etwas Neues aufhängst.

Mehr über Vuebelle findest du hier.

Diese Story wurde im Rahmen der Serie stories for Züri gesammelt.

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Stories for future wurde von Moritz Jäger und Gabi Hildesheimer von Tsuku ins Leben gerufen. Die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt das Projekt mit einem finanziellen Beitrag. Weitere Interessenbindungen bestehen nicht.

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