Billy hat ein blaues und ein braunes Auge. Auf einem unserer ersten Spaziergänge hat mir ein Nachbar gesagt, dass sie aussieht wie ein Husky, einfach in Miniformat. Das stimmt, Billy hat was von einem Husky, nicht nur wegen ihrem schönen Köpfchen und den Augen, sondern wegen ihrem stolzen und eigenwilligen Charakter. Sie weiss ganz genau, was sie will, und fordert mich jeden Tag aufs Neue heraus. Billy begleitet mich, egal wohin ich gehe, sie ist neu, gehört aber doch schon so fest zu mir. Ich würde sie nie mehr wieder hergeben.
Vor ein paar Wochen bin ich an den Markt gegangen, mit dem Auto, am Samstag. Da sah ich sie. Ich habe mich erschrocken, dachte, dass sie ein alter, blinder Hund sei. Wegen dem blauen Auge. Man könnte sagen, ich habe nicht gezögert, aber das tönt, als ob ich mir etwas überlegt hätte, und das habe ich nicht. Ich habe das bis auf die Knochen abgemagerte, zitternde und von Ungeziefer übersähte Hündchen vom Strassenrand geschnappt, auf den Beifahrersitz gesetzt und bin nach Hause gefahren.
So etwas wie Billy habe ich noch nie gesehen, so viele Parasiten. Und ich weiss, wovon ich spreche, ich habe nun fünf Hunde, alle von der Strasse. Strassenhunde sind anders, viele meiner Hunde spielen nicht, es scheint, als ob sie zu ernst dafür wären, zu viel erlebt hätten. Sie haben ihre eigene Geschichte, wir kennen sie nicht, nur manchmal geben sie uns einen Einblick, was ihnen schon alles widerfahren ist. Ich lerne jeden Tag von meinen Hunden, bedingungslose Liebe und Treue ist für sie selbstverständlich.
Billy ist noch jung, vier bis fünf Monate. Am Anfang war sie schüchtern, nun führt sie mich an der Nase herum. Sie ist eine kleine Diebin, stiebitzt alles, was nicht nagelfest ist, jagt der Katze hinter meinem Rücken hinterher und macht sich auf dem Sofa breit. Billy geniesst nun das Leben, sie hat begonnen zu spielen, das hat mich besonders gefreut.
Wir sind Menschen, die von einem guten Leben in einer gesunden Welt erzählen.
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