Teil 2. Teil 1 siehe eine Geschichte vorher.
Wenn du all den Konsum nicht mitmachst, Auto, Rauchen, Ausgang, auswärts essen, dann hast du Freiheit. Ich habe nur wenige Grundausgaben und pro Tag gebe ich zusätzlich nicht mehr als 10 Franken aus. Wenn’s mal mehr sind, dann am nächsten Tag halt weniger. Heute habe ich Steinpilze gekauft. 7 Stutz. Geld habe ich immer als Bargeld im Sack. Wenn ich etwas kaufe, muss ich ein Zehnernötchen aus dem Portemonnaie nehmen, dann überleg ich’s mir doppelt. Ich habe mir jetzt neue Trainingsschuhe gegönnt. Einen Monat habe ich mit dem Kauf gewartet, lange überlegt, aber dann gedacht, doch ja, sie gefallen mir. Von meiner Schwester bekomme ich auch einmal im Jahr Schuhe geschenkt. Aber die benutze ich erst, wenn meine alten kaputt sind. Zwei stehen jetzt in einer Schachtel und warten noch darauf, benutzt zu werden.
Beim Einkaufen nehme ich nie einen Einkaufskorb. Ich kaufe nur, was ich mit den Händen tragen kann. Ich weiss immer ganz genau, was ich kaufen will, ein Joghurt, eine Thunfischbüchse. So kauft man nie mehr ein, als man braucht.
Ich trainiere sechsmal pro Woche. Ich backe mir meine eigenen Proteinriegel, die gekauften sind teuer und es ist nur Mist drin. Mein Grundrezept ist einfach: Nüsse, Beeren, Wasser, Hafer, Proteinpulver, Schoggi- oder Vanillepulver oder manchmal Kokosnuss, das wird dann fast wie ein Bounty. Für ein Blech zahle ich vielleicht 30 Franken. Pro Tag esse ich 2, ein Blech reicht also für 12 Tage.
Nach der Realschule habe ich eine Lehre als Koch gemacht. Meinen ersten Lohn gab es bar auf die Kralle, 1700 Stutz. Dann habe ich gemerkt, wie das Geld immer schnell weggeht. Handy kündigen, Krankenkasse nur noch die Grundversicherung und so weiter. Ich habe gemerkt, wenn ich wenig ausgebe, dann bleibt viel Geld übrig.
Der Unterschied zu anderen Leuten ist, ich verdiene voll, aber lebe das Leben eines Lehrlings. Das Ersparte habe ich zuerst in Materialien für meinen Raum investiert. Als nächstes habe ich mit meinem Kumpel eine Kamera und eine Drohne gekauft, für unsere Kurzfilme vom Breakdancen. Da haben wir überhaupt nicht gespart, die beste Qualität genommen. Jetzt verwenden wir das gesparte Geld für eine Reise. Zwei Jahre gehen wir nach Asien, vielleicht auch zweieinhalb, vielleicht kommen wir gar nicht mehr wieder. Luxus ist für mich, wenn ich mich immer wieder aus der Gesellschaft ausklinken kann.
Lebe ich mein perfektes Leben? Es muss nicht perfekt sein, ich bin kein Freudenmensch, der immer begeistert oder überglücklich sein muss. Das Leben nehme ich gelassen. Es läuft einfach gut, ich bin nicht unzufrieden, ich nehme es so, wie’s kommt.