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Geschichte Nr. 1 aus unserer Reise ins El-Comedor-Universum.

Lebensmittel sind mir sehr wichtig. Mir ist wichtig, woher sie kommen, wie sie hergestellt werden und wer dahintersteht. Und ich möchte mitbestimmen können, welche Lebensmittel ich beziehen kann. Immer in den Bioladen zu gehen war für mich zu teuer und Supermärkte sind mir nicht so sympathisch.

Bei Comedor bin ich zwei Jahre nach Gründung eingestiegen. Comedor ist eine Food-Kooperative, die alle drei Monate Haushalte mit haltbaren Produkten beliefert. Im Moment bin ich Buchhalter und helfe bei der Verteilorganisation. Wie alle anderen Mitglieder mache ich alles freiwillig. Ich studiere und arbeite 60% in der Wirtschaftsprüfung. Insgesamt ist das für mich vielleicht eine 10-20%-Stelle.

Wir haben etwa 50 Bestellgruppen; Gross-WGs oder Zusammenschlüsse von Kleinhaushalten, die meisten im Raum Zürich. Alle drei Monate machen wir eine Sammelbestellung, ein Monat später kommt die Lieferung. Gemeinsam werden die Produkte während drei Tagen abgepackt, sortiert und an die Bestellgruppen ausgeliefert. Zwischen den Lieferungen lagern wir praktisch nichts, wir haben lediglich einen kleinen Lagerraum für Olivenöl und andere kleine Dinge. Das hilft, die Kosten tief zu behalten.

Wir wollen mit unserem Sortiment alles abdecken, was haltbar ist: Lebensmittel, Kosmetik, Hygiene. Die Ausgangsüberlegung bei einer Produkteinführung ist häufig: was möchte ich eigentlich lieber nicht mehr beim Detailhändler einkaufen? Dann machen wir uns auf die Suche nach einem Produzenten, der uns überzeugt. Wir schauen den Hof an und lernen die Leute kennen, um zu merken, ob es passt oder nicht. Wenn es irgendwie geht, wollen wir direkt von den Produzenten kaufen, ohne Zwischenhändler. Wir arbeiten auf Vertrauensbasis, bei kleineren Betrieben geht alles über einen persönlichen Kontakt. Wenn jemand aus Giuseppes Betrieb in Sizilien, von dem wir Orangen beziehen, stirbt, dann trauern wir mit. Wir sind nicht daran interessiert, Preise zu drücken. Es sollen anständige Löhne bezahlt werden können.

Comedor macht keinen Gewinn, es gibt keine Marge auf den Produkten. Wir können uns das leisten, weil wir kein Handelsbetrieb sind, der Profit erwirtschaften muss. Mit den 120 Franken pro Bestellgruppe pro Jahr decken wir lediglich unsere Fixkosten. Wir sind auch nicht daran interessiert, sinnlos zu wachsen. Es gibt keinen Vorteil für uns, mehr Umsatz zu machen. Wachsen ist zweischneidig: man hat zwar ein grösseres Gewicht, aber es wird komplizierter, man braucht eine grössere Logistik. Wir wollen deshalb organisches Wachstum, aber nicht mehr.

Wenn man alle Lebensmittel im Bio-Laden kauft, ist es teuer. Da zahlt man auch dafür, dass der Laden sehr schön ist. Viele Leute können es sich nicht leisten und gute Lebensmittel werden zum Luxusprodukt. Dank der grossen Bestellmengen sowie keinerlei Ausgaben für Werbung, Läden oder Personalkosten können wir tolle Lebensmittel zu guten Preisen verkaufen. Dafür muss man sich für die Lagerung von grösseren Mengen einrichten und ab und zu sollte man beim Verteilen mithelfen, auch wenn das kein Muss ist. Comedor ist Bio für jeden. Bio ist für mich aber nicht das Hauptargument; saisonal, regional und sozial sind für mich eigentlich wichtiger.

Ich koche wirklich gerne, probiere neue Lebensmittel und Rezepte aus, gehe auf den Markt, um ein Suppenhuhn zu kaufen. Ich habe jetzt auch meinen eigenen Sauerteig, den «Hermann», den mir jemand aus meiner Comedor-Bestellgruppe geschenkt hat. Mittlerweile bin ich ein wenig wie meine Grossmutter.

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Stories for Future wurde 2020 von Moritz Jäger und Gabi Hildesheimer ins Leben gerufen. Das Projekt ist nicht-gewinnorientiert und zählt auf viel freiwillige Arbeit. Die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt Stories for Future für die Projektphase 2021-2024. Neben der digitalen Publikation veranstaltet Stories for Future immer wieder Ausstellungen im physischen Raum und Workshops und Vorträge.

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