Es heisst ja immer: jung und Politik, das passt nicht. Seit die Klimajugend aufgestanden ist, hat sich das ein bisschen geändert. Ziel von Tsüri ist, noch mehr junge Menschen zu motivieren, sich für ihre Stadt zu engagieren. Unser Journalismus soll sie herausfordern, sich eine eigene Meinung zu bilden. sein. Ob das gelingt, ist natürlich schwer messbar.
Wir verstehen uns als Gegenentwurf zu den herkömmlichen Medien. Unsere Zielgruppe sind die 170’000 Zwanzig- bis Fünfunddreissigjährigen in der Stadt. Wir setzen uns mit unseren Texten für sie ein, berichten unkompliziert und locker über Politisches. Topthemen sind Wohnen, Mobilität und natürlich der Klimawandel. Ein Beispiel: Wir zeigen die Probleme im Wohnungsmarkt mit einem Artikel über «die fünfzehn Phasen der Wohnungssuche in Zürich» auf. Das ist unterhaltsam und wird eifrig geteilt. Die Leute erkennen eigene Erfahrungen wieder, und schon hat man sie an das Thema herangeführt. Beim Klima verstehen wir uns als Wachhund. Wir begleiten die Stadt auf dem Weg zum Nettonull-Ziel, schauen, welche Massnahmen wie viel oder wenig zum Ziel betragen. Dabei haben wir entdeckt, dass keinerlei Daten existieren, um den Fortschritt zu messen. Jetzt erst wird ein Monitoring aufgebaut. Wir sind nicht giftig oder spitzig, aber im Idealfall halten wir den Finger auf die wunden Punkte.
Warum ich meinen Job gerne mache? Ich habe die Freiheit, von dem zu leben, was ich gerne mache und wichtig finde. Ich mag die Art, wie wir arbeiten. Wir haben eine Viertagewoche und schauen darauf, dass es keine Überstunden gibt. Wenn es doch mal sein muss, werden sie schnell wieder abgebaut. Das kann so weit gehen, dass wir weniger publizieren. Wenn wir nach aussen für eine sozialere, bessere Welt arbeiten, müssen wir das auch intern leben. Alles andere wäre inkonsequent.
In den vergangenen acht Jahren hat sich meine Position immer weiterentwickelt, vom Redaktor zum Veranstaltungsorganisator zum Geschäftsführer. Bis zur Pensionierung wird sich das bestimmt noch viele Male verändern. Wir sind heute zehn Leute im Team und wachsen pro Jahr um circa eine Stelle, wir haben eine funktionierende Strategie, der Umsatz und die Löhne steigen stetig. Es ist jetzt definitiv kein Hobby mehr. Die Mehrheit der Firma war jahrelang in meinem Besitz. Während der Aufbauphase war das ok, aber nach acht Jahren ist es Zeit für eine breitere Verteilung der finanziellen Trägerschaft im Unternehmen. Vor einigen Monaten habe ich angekündigt, dass ich einen Teil meiner finanziellen Verantwortung abgeben möchte, und mit zwei Personen aus dem Team hat es sofort wunderbar geklappt. Das hat mich unglaublich gefreut. Nun ist die Verantwortung geteilt.
Es gibt immer auch Phasen, wo es weniger passt. Wenn die Geldsorgen zu sehr drücken, frage ich mich manchmal: Für was mache ich das überhaupt? Am schönsten wäre es, wenn wir auf einen Schlag 7000 zahlende Members hätten statt 1600. Wenn die Community uns grosszügig mittragen und so ihr Interesse an unserer Arbeit auch ganz konkret beweisen würde, wäre das super. Bei 80’000 BesucherInnen pro Monat ist das Potenzial ja eigentlich riesig. Ich bin und bleibe Optimist.
Diese Story wurde im Rahmen der Serie Stories für Züri gesammelt.