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Den Austausch von Studierenden zu organisieren, ist schon im Normalbetrieb ein herausfordernder Job. Die jungen Menschen müssen ihre Komfortzone verlassen, sich in neuen und ungewohnten Situationen zurechtfinden, sie lernen andere Kulturen kennen und, dass man Sachen auch ganz anders sehen kann. Vielleicht sind sie damit besser vorbereitet, sich in einer schnell wandelnden Welt wohlzufühlen?

Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat uns vor ganz andere Aufgaben gestellt. Drei Austauschstudierende mussten wir notfallmässig aus Russland zurückholen. Geld abheben ging nicht, Flüge gab es keine mehr. Und gleichzeitig flüchteten viele ukrainische Studierende in die Schweiz. Das Semester an der UZH hatte schon angefangen, all unsere Fristen waren natürlich längst abgelaufen. Aber die Universitätsleitung hat von Anfang an die Türen weit geöffnet. Wir waren wochenlang mit der Aufnahme zahlreicher Studierender für ein Gaststudium beschäftigt, wir haben uns richtig reingekniet. Das war gerade nach zwei Jahren Pandemie nicht einfach oder selbstverständlich. Ich bin sehr stolz auf unsere Universität, dass sie in dieser Ausnahmesituation so schnell und unbürokratisch reagiert hat.

Die UZH hat fast dreihundert Partneruniversitäten für den Studierendenaustausch. Unsere Abteilung betreut sowohl UZH-Studierende, die für ein oder zwei Semester ins Ausland gehen, als auch internationale Studierende, die an die UZH kommen. Ein internationaler Austauschaufenthalt ist eine wertvolle, intensive Erfahrung, die wir allen Studierenden ermöglichen möchten. Gleichzeitig hat sich die UZH zu Netto-Null bis 2030 verpflichtet und da sind wir beim Thema Flugreisen natürlich mittendrin. Grundsätzlich wollen wir Studierende motivieren, wann immer möglich auf Flugreisen zu verzichten. Seit Herbst 2021 zahlen wir zum Beispiel allen, die im europäischen Ausland einen Austauschaufenthalt machen und sich für ein umweltfreundlicheres Transportmittel entscheiden, hundert Franken. Der Wechsel auf den Zug scheint aber schwieriger als gedacht. Mindestens das Verfahren, wie der Betrag abgegeben wird, muss für die Studierenden vereinfacht werden. Auch in unserem Team bemühen wir uns um möglichst nachhaltiges Reisen. Wir haben geschäftliche Flugreisen in unserem Büro freiwillig auf insgesamt maximal drei europäische und einen interkontinentalen Flug pro Jahr reduziert. An die Konferenz in Rotterdam fahre ich jetzt selbstverständlich mit dem Zug.

Wir versuchen die Dinge auch an anderen Ecken nachhaltiger zu gestalten. Das Essen an den Empfangsveranstaltungen, Laptops statt Desktop-Computer, Heizung runterstellen und so weiter. Vor zwei Jahren habe ich ganz aufs Tablet umgestellt. Das Ding hat so viele wertvolle Rohstoffe drin, ich hoffe, es hält bis zur Pensionierung.

Ich bin überzeugt, dass nicht mehr viel Zeit bleibt und wir die Kurve nur kriegen, wenn alle mithelfen. Ich wollte letztes Jahr die Gletscher im Engadin sehen, die sind praktisch weg. Ich kann ja nicht sagen, man solle etwas machen und dann tue ich selber nicht, was in meiner Macht steht. Unser Team hat eine grosse intrinsische Motivation. “Schupfen” muss ich sie nicht.

Diese Story wurde im Rahmen der Serie Inspiring Stories an der Universität Zürich gesammelt.

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Stories for future wurde von Moritz Jäger und Gabi Hildesheimer von Tsuku ins Leben gerufen. Die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt das Projekt mit einem finanziellen Beitrag. Weitere Interessenbindungen bestehen nicht.

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