Ob ein Film tatsächlich die Welt verbessern kann? Unser Filmfestival löst vieles aus, davon sind wir überzeugt. Bei uns läuft es so: Die Menschen kommen ins Kino und schauen einen Film über ein Zukunftsthema an. Danach gehen sie nicht nach Hause, sondern sie bleiben für die Diskussionen. Statt mit ihren Gedanken allein zu sein, reden sie mit den Leuten auf dem Podium, mit ihren SitznachbarInnen und schärfen so gemeinsam ihr Verständnis der Sache.
Seit über zehn Jahren organisieren wir das Festival. Wir haben es geschafft, aus dem kleinen Nischen-Festival in der roten Fabrik herauszuwachsen. Wir wählen die Filme aus, stellen ein vielfältiges und spannendes Programm zusammen, organisieren Begleit-Events und versuchen möglichst viele potenzielle BesucherInnen zu erreichen. Letztes Jahr hatten wir schon 4000 Eintritte. Wir wollen noch mehr, nicht für ewig ein kleines Schwesterlein des Zurich-Filmfestivals sein, sondern mindestens ebenbürtig. Wir zeigen doch die Themen, über die wir uns unterhalten müssen, um den Planten zu retten.
Ein echter Mutmacher-Film war «Tomorrow», den haben wir gleich fünfmal gezeigt. Der Regisseur ist Aktivist, das merkt man in jeder Szene. Er nimmt uns mit auf eine Reise um die Welt. Man erlebt, wie umweltfreundlicher Verkehr in Kopenhagen geht oder wie nachhaltige Ernährung oder eine gelungene Energiewende aussieht. Die Energie des Films ist auf die ZuschauerInnen richtig übergeschwappt. Das wollten wir nicht verpuffen lassen: Wir haben ihnen Organisationen präsentiert, wo sie sich engagieren können.
Dank einer grosszügigen Unterstützung haben wir zwei Jahre lang viel Freiheit bekommen. Nebst vielem anderen konnten wir eine Woche lang gratis Schulvorstellungen anbieten. Wir geben den Lehrpersonen jeweils Vorschläge, wie man das Gesehene im Unterricht verarbeiten kann. Die SchülerInnen sind offen, wissbegierig und engagiert. Vielleicht tragen sie die Themen auch nach Hause. Ich freue mich immer, wenn beim Klimastreik Personen auftauchen, die wir früher bei uns im Kino angetroffen haben. Vielleicht haben wir ja den Samen gesetzt.
Gesellschaftliche Prozesse brauchen einfach ihre Zeit, wir müssen das akzeptieren und im richtigen Augenblick mit unserem Angebot parat sein. Ich will nicht primär die Menschen verändern. Mir ist es lieber, wenn jemand selber nicht perfekt lebt, sich aber dafür einsetzt, dass sich das System ändert. Die Regeln müssen sich verändern, nicht unbedingt zuerst das Verhalten. Wir glauben fest an unser Potenzial, dazu beizutragen.
Diese Story wurde im Rahmen der Serie Inspiring Stories an der Universität Zürich gesammelt.