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Ich muss das jetzt einfach machen, mich dafür engagieren, dass wir weniger Schaden anrichten. Wer in einem Labor arbeitet, packt auf seinen ökologischen Fussabdruck von etwa sechs Tonnen CO2 acht bis zehn Tonnen obendrauf. Die grossen Batzen sind das Fliegen und der Energieverbrauch. Die ganzen Materialien, Plastikbehälter, Schalen, Pipetten, Reagenzien und was man halt so für Forschung braucht, werden gar nicht mitgerechnet.

Am Campus Irchel gehen ungefähr vier Prozent des Stroms auf die Ultratiefkühlschränke allein, die kühlen auf minus achtzig Grad. Davon stehen zwei- bis dreihundert auf dem Campus und natürlich sind die nicht alle voll. Unser Labor hat zwei, das Nachbarlabor auf dem gleichen Stock auch zwei. Wahrscheinlich könnten wir uns einen teilen, dann gäbe es schon drei weniger. Aber wem gehört der dann? So geht eben Institutspolitik.

Seit zwei Jahren bauen wir eine Green-Lab-Gruppe an der UZH auf. Aktiv dabei sind jetzt circa zehn Leute aus unterschiedlichen Bereichen, Masterstudierende, Doktorand*innen und Postdocs. Inspiriert hat uns eine Initiative an der ETH Lausanne, die seit fünf Jahren am Thema dran ist. Die UZH will bis 2030 klimaneutral sein. Da muss man mal anfangen, damit man dahin kommt.

Die Klimakrise beschäftigt mich sehr, auch emotional. Ich gehe gerne in den Bergen wandern, mit der Familie waren wir oft in der Aletsch-Region. Wenn ich heute dort bin, tut mir das im Herzen weh. Der Unterschied zu den Urlaubsfotos von 2004 ist so riesig, so wenig ist übrig vom grossen Eis. In der Schweiz kann ich als deutscher Zugewanderter ja nicht politisch aktiv werden. An der Uni geht es vielen so, wir sind sehr international. Also machen wir im Labor etwas, hier sind wir kompetent und können mitreden.

Es geht aber nicht nur um die klassischen Elemente wie Fliegen oder Energie, es geht auch um unser Verhalten. Wie kann man in der Forschung die gleiche Qualität erreichen und weniger Ressourcen verbrauchen? Nicht jedes Experiment bringt etwas, das wissen nun wirklich alle. Ich mach schnell ein Experiment, das dann misslingt, und eigentlich hätte ich das wissen können. Einmal richtig machen statt x-mal ausprobieren, mehr denken statt “Aktionitis”. Es hilft, wenn man sich mit erfahrenen Kolleg*innen austauscht, das ist auch eine Laborkultur. Work smarter not harder. Schön daran ist, dass das weniger Ressourcen braucht, befriedigender ist und man öfter mal früher Feierabend machen kann.

Diese Story wurde im Rahmen der Serie Inspiring Stories an der Universität Zürich gesammelt.

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Stories for future wurde von Moritz Jäger und Gabi Hildesheimer von Tsuku ins Leben gerufen. Die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt das Projekt mit einem finanziellen Beitrag. Weitere Interessenbindungen bestehen nicht.

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