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Geld ist erst einmal etwas ganz Neutrales, ein Joker. Man kann es eintauschen für Lebensnotwendiges, Genuss, Status, Ausbildung, Gesundheit, Soziales. Erst wenn wir etwas mit dem Geld machen, hat es eine Wirkung. Diese kann eher positiv, neutral oder eher negativ sein. In unserer Vermögensverwaltung wollen wir mit dem Geld, das uns anvertraut wird, etwas bewirken: die Umwelt pflegen, Lebensqualität fördern und allgemein in die richtige Richtung gehen. Das gibt nicht nur uns und unseren Kundïnnen ein gutes Gefühl, es ist vor allem sinnvoll für unsere Kinder und unseren Planeten.

Natürlich wäre es im Moment finanziell sehr interessant, in Erdöl-Unternehmen zu investieren, die Preise gehen gerade durch die Decke. Fracking ist beispielsweise ein tolles Spekulationsobjekt, dabei holt man mit viel Energie und Chemie Öl oder Gas aus dem Boden. Das lohnt sich nur, wenn die Preise hoch sind, und das sind sie derzeit. Die Firmen in Amerika machen ihre alten Bohrlöcher wieder auf. Wenn man da heute investiert, kann man schnell viel verdienen. Aber das ist ja gerade nicht unsere Strategie. Wir sind keine Spekulanten.

Wir versuchen das Geld unserer Kunden zu erhalten und zu mehren, und wir machen das durch Investition in gute Unternehmen. Bevor wir investieren, kommt nach der finanziellen Prüfung immer eine gründliche Nachhaltigkeitsanalyse. Auch nach dem Investitionsentscheid beobachten wir die Unter­nehmen weiter. Wenn es einmal einen kleinen Durchhänger gibt und der Aktienkurs vorübergehend sinkt, schauen wir durch unseren Nachhaltigkeitsfilter, und schauen, ob die langfristige finanzielle Perspektive noch intakt ist. Wenn alles im grünen Bereich ist, bleiben wir der Firma treu. Wenn eine Firma hingegen regelmässig in den Medien oder in Mitteilungen von Nichtregierungsorganisationen auftaucht, werden wir hellhörig. Das können arbeitsrechtliche Kontroversen sein, Umweltrisiken oder soziales Fehlverhalten. Von Firmen, die aus unserer Sicht schlechte Wege einschlagen oder intransparent werden, trennen wir uns.

Ob es nur an der Nachhaltigkeit liegt, dass wir verglichen mit dem Gesamtmarkt eine so gute Performance erzielen, ist allerdings nicht klar. Es gibt mindestens noch einen wichtigen Unterschied: Wir haben keine Interessenskonflikte. Wir verdienen unser Geld nur mit den Gebühren unserer Kundïnnen, nicht mit Kommissionen von Banken für Transaktionen, Finanzprodukte oder mit Kickbacks, das sind Rück­vergü­tungen für bestimmte Geschäfte. Unser einziges Interesse ist, das anvertraute Vermögen zu wahren. Wenn es schwindet, verdienen auch wir weniger. Wir haben keine Boni, die an individuelle Anreize wie Umsatz oder die Anzahl von Transaktionen gebunden sind. Dafür teilen wir einen Teil unseres Gewinns mit allen Mitarbeitenden. Einen grossen Teil des Gewinns lassen wir in der Firma. So kommen wir auch nicht in den Stress, wenn es einmal nicht so gut läuft, zum Beispiel wenn die Börse crasht. Wir können unser Team behalten und arbeiten weiter für unsere Kundïnnen, wir haben Zeit.

Warum ich diesen Job so gerne mache? Da frage ich mich, was heutzutage eigentlich mein Job ist. Als wir zu sechst angefangen haben war ich sehr vieles, Chief Financial Officer, Chief Operations Officer, Kundenbetreuer, Personalchef, Compliance-Verantwortlicher, einfach alles, was das tägliche Geschäft gerade brauchte. Mit den Jahren sind wir gewachsen, wir konnten und mussten immer mehr Aufgaben verteilen. Präsident des Verwaltungsrats bin ich jetzt schon seit bald zehn Jahren, ich kümmere mich operativ immer noch um die Finanzen und betreue einige Kundïnnen. Gern mache ich fast alles, aber am liebsten ist mir schon die Arbeit mit den Kundïnnen. Heute verdienen wir recht, aber die ersten Jahre waren schwierig, wir haben auf vieles verzichtet. Das ging nur, weil wir Gründungspartnerïnnen, trotz der hohen Einkommen von früher, immer einen vernünftigen Lebensstil hatten. Das hat uns Freiheit gegeben. Guter Umgang mit Geld hilft Freiheit zu schaffen und hat uns erlaubt, die Firma zu gründen.

Unsere Arbeit hat vor allem mit Nachhaltigkeit zu tun, geht aber weit über die enge Definition des Begriffs hinaus. Für uns ist Nachhaltigkeit auch, dass wir eine redliche Beziehung mit den Kundïnnen leben können. Unser System erlaubt es, ohne Nachteile so zu arbeiten, dass es uns gut geht und den Kundïnnen auch.

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Die meisten Geschichten entwickeln sich in einem Gespräch und wir schreiben sie auf. Manche Geschichten werden uns zugeschickt, auf Einladung oder spontan. Bislang haben wir die Geschichten nicht systematisch gesucht – sie ergeben sich durch spontane Kontakte, Empfehlungen und Zufälle.

Die Geschichten widerspiegeln nicht immer unsere Meinung; und die Geschichtenerzählerïnnen sind wohl auch nicht immer einer Meinung.

Stories for future wurde von Moritz Jäger und Gabi Hildesheimer von Tsuku ins Leben gerufen. Die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt das Projekt mit einem finanziellen Beitrag. Weitere Interessenbindungen bestehen nicht.

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