Neue Geschichten jeden Dienstag und Freitag.

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Hier auf der rechten Seite sind wir Mütter, dort links die Töchter. Beide Gruppen haben ihren privaten Parkplatz. Wenn die anderen etwas brauchen, teilen wir. Wir haben uns schön eingerichtet für den Parking Day. Die jungen Frauen sind für die Musik zuständig. Wir haben vorhin getanzt auf der Strasse.

Schau, da kommen die Musikantïnnen, die machen den ganzen Tag die Runde. Sie spielen und wir singen. Die ältere Dame dort ist Italienerin, ich kannte sie bisher nur vom Sehen, aber vorher hat sie sich zu uns gesetzt. Zuerst war sie recht schüchtern und jetzt singt sie Bella Ciao mit uns! Sie kennt alle Strophen auswendig, hörst du?

Wir drei Mütter sind fast gleichzeitig vor ungefähr 16 Jahren hier eingezogen, die Kinder waren noch klein. Unsere enge Verbindung ist einerseits durch die Kinder entstanden, aber auch weil wir ähnlich denken. Drei unterschiedliche Persönlichkeiten, klar, aber auch viel Gemeinsames. Wir haben einander immer zugehört, wir konnten immer aufeinander zählen. Man könnte von einem perfekten Mietshaus sprechen. Wir können das Leben hier gestalten, und wir wünschen uns, dass das alles myzelartig weiterwächst. Dass man halt mehr aus dem Herzen als wegen materiellen Werten entscheidet. Es macht uns richtig glücklich, dass unsere Töchter sich auch engagieren, für eine lebenswerte Gemeinschaft, für das Klima und so.

Es sind hier einige schöne Geschichten entstanden. Eine davon ist der heutige Parking Day, eine andere der jährliche Flohmarkt. Wir haben auch einen Gruppenchat, wo man Sachen tauschen oder anbieten kann, meldet, wenn man das Gmüesabo nicht abholen kann, eine Riesenzucchetti abgeben will, die Katze gefüttert werden muss. Wir sind wie eine kleine Kommune. Alles ist sehr entspannt, man muss nichts, kann und darf aber ganz vieles. Wenn eine den Estrich ausmisten will, dann sagen wir, lass uns das zusammen machen. Alleine ist es mühsam, aber gemeinsam macht es Spass.

Als wir eingezogen sind, gab es viel Abfall ums Haus. Wenn sich niemand um den Aussenraum kümmert, dann kommt es zu Verslumung. Das ist vielleicht ein grosses Wort, aber du verstehst, was ich meine. Eine von uns ist begeisterte Gärtnerin. Zusammen haben wir die Rabatten vor dem Haus mit Gemüse und mit vielen Blumen bepflanzt und eine wahre Oase geschaffen. Es kommen Schmetterlinge und wir haben auch Igel, die hier überwintern. Es ist ein Platz für alle, schön gestaltet und rege genutzt. Seit es ihn gibt, haben die Leute Hemmungen, Sachen zu deponieren. Das Abfallproblem ist gelöst.

Hör mal, mein Lieblingsstück, das ist total fätzige Musik. Hei Kinder, macht das richtig laut, wir wollen tanzen!

Diese Geschichte wurde uns am Parking Day erzählt. Was es mit diesem Tag auf sich hat, erfährt ihr in dieser Geschichte.

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Die meisten Geschichten entwickeln sich in einem Gespräch und wir schreiben sie auf. Manche Geschichten werden uns zugeschickt, auf Einladung oder spontan. Bislang haben wir die Geschichten nicht systematisch gesucht – sie ergeben sich durch spontane Kontakte, Empfehlungen und Zufälle.

Die Geschichten widerspiegeln nicht immer unsere Meinung; und die Geschichtenerzählerïnnen sind wohl auch nicht immer einer Meinung.

Stories for future wurde von Moritz Jäger und Gabi Hildesheimer von Tsuku ins Leben gerufen. Die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt das Projekt mit einem finanziellen Beitrag. Weitere Interessenbindungen bestehen nicht.

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