Eigentlich wollte ich ja nur meine Jahresration Linsen in Oberhasli abholen.
Es war brütend heiss, als ich an diesem Nachmittag ankam. Die junge Frau, welche die Linsen selber angebaut hatte, werkte im Schatten eines grossen Scheunendachs, die Grossmutter putzte Schalotten. Ich kannte beide vom letztjährigen Linseneinkauf. Wir haben geplaudert, die Säcke in meinem Velokorb verstaut, ich bezahlte und wollte abfahren. Ich fragte noch, ob sie wissen, wo ich Salatsetzlinge kaufen könne. Die Grossmutter hat den Kopf geschüttelt, aber sie habe zu viele Endivien-Setzlinge, falls ich ein paar wolle – klar! Ich wollte ein Foto von den beiden Frauen machen, und sie haben heftig diskutiert, ob die Grossmutter auf einen Stuhl steigen oder die Enkelin in die Knie gehen soll, damit sie auf gleicher Höhe sind. Dann machte ich mich auf den Heimweg. Ich dachte, ich brauche gemütlich so eine Stunde.
Ich fuhr auf kleinen Strässchen durch reife Weizenfelder und an traditionellen, herausgeputzten Bauernhöfen vorbei. Ab und zu brauste ein Flugzeug über mir, der Flughafen war ja direkt unten im Tal. Ich fand dieses Zusammenstossen der beiden Welten faszinierend, und ich hatte ein Gefühl von Ferien.
In der nächsten grösseren Ortschaft war ein riesiges Verkehrschaos wegen einer Baustelle. Ich hatte keine Ahnung, wie ich zur Glatt komme, und fragte einen Mann in oranger Weste. Er sagte, er wisse es auch nicht, er komme aus dem Aargau. Aber ich müsse bestimmt diese Strasse überqueren, dort drüben gebe es einen Veloweg. Er hat die Autos angehalten und mir den Weg frei gemacht, ich kam mir vor wie die Queen. Den Radweg dem Flüsschen entlang fand ich tatsächlich gleich um die Ecke. Unterwegs gab es romantische Strecken mit Holzbrücken und Blumenwiesen auf den Böschungen. Und es gab auch gefühlt ein Dutzend Unterführungen unter Autobahnen, Strassen oder Bahnlinien – man zieht beim Runterfahren automatisch den Kopf ein, weil es ziemlich eng scheint. Und immer wieder sah man Stellen, wo bis vor kurzem noch Wasser gestanden hatte.
Und dann kam, was ich geahnt hatte: in einer Unterführung war der Weg überschwemmt, und man sah nicht, wie tief das Wasser war. Während ich zögerte, hielt am anderen Ende ein Pärchen. Der Mann sagte: Das geht, probiers! Sie fuhr entschlossen durch und rief zurück: Es geht schon, aber warum bist du nicht voraus? Ich bin dann auch durch, es machte sogar richtig Spass. Während ich wartete, bis die Füsse trocken waren und ich die Sandalen wieder anziehen konnte, stoppte schon der nächste Velofahrer vor dem Wasser. Nur los, ich bin gut durchgekommen, sagte ich.
Nach einer weiteren riesigen Baustelle, wo ich das Velo im Lift zu einer Brücke rauf- und drüben wieder runterfahren musste, und nach einem Bier in der Gartenbeiz vor dem gemütlichen Schlussabschnitt durch den Wald, kam ich nach über zwei Stunden zuhause an. Kann Einkaufen schön sein!




