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Ich war damals bei den ersten, die Autos in Rapperswil-Jona geteilt haben. Das war anfangs der Neunzigerjahre bei der shareCom Genossenschaft. Die hatten damals auch Segelboote im Angebot. ShareCome fusionierte 1997 mit der ATG Auto-Teilet-Genossenschaft und daraus entstand Mobility. Dort wurde das Bootteilen nicht weitergeführt. Es gibt Bootsverleiher, aber die sind eher teuer und haben auch eingeschränkte Öffnungszeiten.

Am See hat es eigentlich viele Standplätze für Boote. Aber es ist noch krasser als bei den Autos, die ja auch nur einen Bruchteil des Tages genutzt werden. Wahrscheinlich ist die Mehrheit der Boote nur wenige Stunden pro Saison auf dem See. Gleichzeitig gibt es viele Leute wie mich, die gerne rausfahren würden, aber keinen Standplatz haben und auch gar kein eigenes Boot besitzen wollen. Darum haben wir den Verein Bootteilet Rapperswil-Jona gegründet und haben nun eben die beiden Boote hier im Hafen Rapperswil. 1997 starteten wir mit dem Kauf der Seeschwalbe. Später wurde uns die Seegurke überlassen, das war unser erstes Ruderboot mit Motor. Anfängliche Bedenken, dass deswegen nicht mehr gerudert und die Seeschwalbe nicht genutzt wird, verflogen schon bald. Als die Seegurke an ihr Lebensende kam, haben wir sie 2020 durch die Barracuda ersetzt.

Beide Boote sind für sieben Personen zugelassen, man kann alleine raus oder mit Familie und Freunden einen Ausflug machen. Die Barracuda wird primär als Motorboot genutzt. Bei der Seeschwalbe sitzt man beim Rudern für ein effizientes Vorwärtskommen mit dem Rücken zur Fahrtrichtung. Will man es gemütlich angehen, können die Stehruder mit Blick nach vorn genutzt werden. Den unterdessen eingebauten Elektromotor kann man benutzen, wenn man vom Rudern schon Blasen an den Händen hat. Damit schnurrt sie ganz leise über das Wasser.

Bei uns können alle mitmachen, weil auf dem Zürichsee für unsere Boote keine Prüfung nötig ist. Man kann die Boote an sieben Tagen 24 Stunden nutzen, trägt sich einfach im Kalender ein und voilà. Bei schönem Wetter und am Wochenende sind sie gut besetzt, man findet aber immer noch ein paar freie Stunden für sich. Manchmal übernachten sogar Leute darauf, besonders beliebt dafür ist die Insel Lützelau. Weil unsere Boote einen sehr flachen Boden haben, kann man überall hinfahren und nahe an der Natur sein.

Mir gefällt die Idee des Sharing sehr gut, damit lösen wir das Problem der knappen Standplätze und der hohen Kosten für ein Boot. Wir können unbeschwert losfahren und die Ruhe und die Natur auf und am See ohne Verpflichtungen und Belastungen geniessen. Übermorgen fahre ich raus, da ist endlich schönes Wetter, aber kalt. Darum werde ich rudern.

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Stories for future wurde von Moritz Jäger und Gabi Hildesheimer von Tsuku ins Leben gerufen. Die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt das Projekt mit einem finanziellen Beitrag. Weitere Interessenbindungen bestehen nicht.

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