Mit dem Kühlschrank angefangen hat es, weil unsere WG die Idee hatte, Lebensmittel zu retten. Wir fragten in unserem nahen Umfeld: bist du dabei, gehst du in den Laden am Abend, die übriggebliebenen Sachen abholen? Plötzlich hatten wir den Keller voller Lebensmittel. Die haben wir in unserem Bekanntenkreis verteilt, haben alle möglichen Menus gekocht und, wo es ging, Sachen eingekocht und haltbar gemacht. Aus Peperoni gab’s Peperonata, Äpfel wurden zu Kompott oder Apfelmus. Ich habe erst in dieser Zeit richtig kochen gelernt. Weil wir vor allem Gemüse und Früchte bekamen, haben wir angefangen vegan zu kochen. Wir mussten uns schlau machen, wie man lässige Gerichte kocht, das war spannend. Wir haben dann bei der Stadt angefragt: Kriegen wir einen Kühlschrank für die Produkte? Und einen öffentlichen Platz, um ihn aufzustellen? Und tatsächlich, wir bekamen ein Budget für den Kauf eines schönen, grossen Kühlschranks und einen Platz zum Aufstellen hier in diesem Baucontainer auf dem Zeughausareal in Rapperswil. Bis vor zwei Jahren war das hier ein Parkplatz. Heute ist es ein Garten mit Gemüse und Blumen in grossen Holzkisten. Das Gelände ist ein Sammelsurium an Kreativität, ein total dynamischer Ort. Rundherum ist etwas los in den ehemaligen Militärgebäuden. Dort gibt es ein Flamencostudio, da hört man manchmal Musik, hier ist der gestalterische Vorkurs der Fachhochschule, dort das Brockenhaus, eine Yogaschule, die Werki-Bar und seit neuem das Kafi Genuss-Schmiede, die rösten den Kaffee selber und darum riecht es so wunderbar. Ein Paradies für alle Sinne. Da passt unser Kühlschrankprojekt sehr schön dazu. Der Kühlschrank ist rund um die Uhr da. Die Leute können Lebensmittel holen, aber auch bringen. Wir putzen ihn regelmässig und achten darauf, dass alles darin in Ordnung ist. Eine Regel ist zum Beispiel, dass es nur Lebensmittel darin hat, die man selbst noch essen würde. Im Moment holen drei oder vier Studierende die Sachen bei den Läden ab. Nachschub an Lebensmitteln gibt es immer genug, Abnehmerïnnen könnten es noch viel mehr sein. Wir sind überzeugt, dass das mit der Zeit schon klappen wird. Bis dann verarbeiten wir halt weiterhin vieles in unserer Küche.
Diese Geschichte wurde uns and der Ausstellung “Sharity” in Rapperswil erzählt. Einen Tag lang teilten wir dort spontan gute Geschichten mit allen möglichen Menschen. Freut euch auf mehr!