Dann wurde es endlich warm und schön. Gefühlte Ewigkeiten hatten wir uns nur via einen Bildschirm gesehen. Beide haben wir gute Gründe, besonders vorsichtig zu sein und deshalb war klar, dass wir uns nicht in geschlossenen Räumen treffen wollten. Unsere Gesichter und Frisuren und Mützen kannten wir bis ins Detail. Immer wussten wir, wo sich der andere aufhielt – aha, du bist wieder bei Mama – weil wir das Büchergestell, die Pflanzen, den Vorhang oder das Bild unterdessen einordnen konnten, selbst wenn wir selber gar nie dort gewesen sind. Wenn ich den Knopf gedrückt habe zum Beenden eines Calls, sass ich wie zuvor alleine im gleichen Raum und dachte: war da gerade was?
Und dann eben die Prognose: frühlingshaft mild. Wir haben abgemacht, dass wir uns bei mir im Garten treffen und wir haben schliesslich mehrere Stunden mit Nachdenken und Diskutieren über die Weiterentwicklung unserer Projekte verbracht. Als der Sitzplatz im Schatten lag, sind wir auf die Wiese umgezogen. Wir haben die Hühner aus ihrem Gehege gelassen. Dort drin picken sie den ganzen Tag und pflücken jeden kleinsten Sämling, die Erde ist kahl. Draussen geniessen sie es, in der Erde zu graben, unter dem Stroh nach Insekten zu suchen oder einfach frisches Grün zu schnabulieren. Sie dürfen nur raus, wenn jemand aufpasst, weil es keinen Zaun um das Grundstück gibt und draussen Autos und drinnen Füchse drohen. Huhn und Mensch freuen sich gleichermassen über den Frühling und dass alle ab jetzt wieder mehr Raum und Abwechslung zum Leben und Arbeiten haben.