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Schon seit ich denken kann, möchte ich einmal Wildpferde in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten, sehen, wie sie leben. Ich wollte online eine Exkursion buchen und plötzlich sah ich ein Bild mit zwei Pferden in Norwegen. Ich wusste, da muss ich hin. Die Fotos waren von einer Künstlerin, die in einem Tal in Norwegen mit neun Pferden lebt, ein einfaches Leben mit veganem Essen, Yoga, meditieren, ganz naturnah. Ich schrieb ihr: wann kann ich kommen? Sie schrieb zurück, ja, sofort. Als ich dann dort vor dem Tor stand, kam mir das erste Mal der Gedanke, ja habe ich mir das eigentlich überlegt? Ich war vorher noch nie einen Monat allein weg.

Es ist ein Tal mit einem grossen Fluss, es hat zwei Jurten, zwei Tiny-Häuser, ein grösseres Haus mit Ofen, eine Scheune, eine Werkstatt, ein Plumpsklo, ein Stall und ein Holzschuppen. Die Gegend ist bekannt für frühe Frostnächte, der Winter dauert von Oktober bis Mai. Auch im August bist du meistens mit dem Wollpulli unterwegs. Am Morgen ist alles mit Reif überzogen, der Fluss dampft, es ist so schön. Die Pferde sind domestiziert, aber sie werden nicht geritten. Sie leben ein selbstbestimmtes Leben. Das Tor steht offen und manchmal sind sie für eine Weile weg, aber am nächsten oder übernächsten Morgen stehen sie wieder vor der Bude und finden, hey, wir holen mal wieder Hafer ab. Manchmal gehen wir mit ihnen auf die Alp, wenn sie Lust haben, mitzukommen. So kann ein typischer Tag da aussehen. Du packst am Morgen alles für einen Zmittag am Feuer ein, Pizzateig, Zwiebeln, Tomaten, Tofu, was du möchtest. Du läufst los und singst ein Lied, dann weiss die Herde, dass es losgeht. Die Pferde wissen genau, wo es hingeht, zur grossen Wiese, wo auch die Alphütte steht. Du machst ein gemütliches Feuer, während die Pferde auf der Wiese sind. Du machst das Öl in der Pfanne heiss, bäckst die Pizza und kochst heisses Teewasser über dem Feuer. Plötzlich sind sieben Pferde neben dir am Feuer, sie atmen ganz ruhig, haben überhaupt keine Angst vor dem Feuer. In diesem Moment denkst du, der Himmel hat eine Adresse auf der Erde.

Bei den Pferden in Norwegen fühlte ich mich schnell viel mehr zuhause als in der Schweiz und ich bin daraufhin jedes Jahr wieder hingegangen. Dieses Jahr gehe ich jetzt fix, ich nehme mein ganzes Leben mit und übernehme die Farm, baue mir dort das auf, was ich immer als Traum in mir hatte. Es ist einfach schon ein Erlebnis, an einem Ort zu sein, wo nichts sonst ist, einen Platz instandzuhalten, Weidemanagement, Pferdemanagement, permakulturelle Elemente, Kompost, Wärme erzeugen. Und später möchte ich mich um Gäste und Seminare kümmern. Ich möchte es Schritt für Schritt nehmen, aber habe schon die Idee für ein neues kleines Haus und drum herum ein Gewächshaus, sodass ich die Kulturperiode verlängern und Äpfel ernten kann. Mein Vater wird mich begleiten und mir beim Bauen helfen und meine Mutter hilft mir im Sommer.

Vor drei Jahren habe ich die Matur gemacht und wie das halt so ist, man geht entweder studieren oder macht eine Lehre, kaum ist man aus der Schule. Ich bin immer wieder gefragt worden: ja, was machst du? Was wird denn mal aus dir? Ähm also…ich konnte das nie recht beantworten. Ich habe immer ganz verschiedene Sachen gemacht. Vor einem Jahr hatte ich das Gefühl, ich möchte eine Ausbildung für Hufbearbeitung machen. Und jetzt ist die Ausbildung genau dann fertig, wenn ich nach Norwegen gehe.

Es gibt ganz viele Zufälle, in Anführungszeichen, aber ich glaube eben, es existiert mehr als das, was wir schon kennen. Jetzt, wo das Projekt zustande kommt, hat sich alles wie ein perfektes Puzzle zusammengesetzt. Du entwickelst einen siebten Sinn auch für Dinge, die nicht direkt ausgesprochen werden. Und dann merkst du plötzlich, was ein Pferd dir sagt oder erinnerst dich eben, wovon du selbst schon lange träumst. Ich weiss nicht, wie viele Jahre ich in Norwegen im Dreamvalley sein werde. Jetzt gerade ist es genau das, was ich will.

Diese Geschichte wurde uns von einer freiwilligen Helferin auf dem Permakultur Auenhof bei Feldbach erzählt. Mehr über diesem Ort erfährt ihr in dieser Geschichte.

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Stories for Future wurde 2020 von Moritz Jäger und Gabi Hildesheimer ins Leben gerufen. Das Projekt ist nicht-gewinnorientiert und zählt auf viel freiwillige Arbeit. Die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt Stories for Future für die Projektphase 2021-2024. Neben der digitalen Publikation veranstaltet Stories for Future immer wieder Ausstellungen im physischen Raum und Workshops und Vorträge.

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