Ich bin eine der Erfinderïnnen des Ratatouille-Projekts und so kam es dazu: Seit letztem Herbst habe ich ein kleines Pensum beim aki, das ist die katholische Hochschulgemeinde. Ich mache hier einmal pro Woche ein Mittags-Buffet aus Lebensmitteln, die sonst weggeworfen worden wären. Im letzten Jahr haben Kolleginnen von mir an der Nachhaltigkeitswoche jeden Tag ein solches Buffet organisiert. Ich war für mein Masterstudium frisch von Lausanne nach Zürich gekommen und habe sie als kleine Helferin unterstützt. Jeden Morgen sind wir an andere Orte gegangen, um Lebensmittel einzusammeln, wir konnten im aki kochen und haben dann das Essen an die verschiedenen Orte gebracht, einmal an die ETH, einmal ins Uni-Hauptgebäude, in den Irchel und so weiter. Es war viel Arbeit, aber die Kolleginnen hatten die schöne Idee, sich von den Klimagrosseltern, also Pensionierten, die sich für Nachhaltigkeit interessieren, helfen zu lassen.
Wir beschlossen dieses Jahr als aki selber ein Projekt für die Nachhaltigkeitswoche einzureichen. Zuerst wollten wir etwas im Wald machen, in einer Gruppe, gemeinsam etwas Kreatives umsetzen oder Kunst aus gesammeltem Material machen. Aber das hat sich dann nicht so geeignet für einen Online-Event. Wir haben noch überlegt, ob wir die Leute in den Wald schicken und dann vor den Bildschirmen zusammen basteln könnten. Aber die Idee war ja, als Gruppe zusammenarbeiten. Und dann kamen wir auf eine Lösung, wie wir etwas remote und doch zusammen machen können:
Zuerst findet an der Nachhaltigkeitswoche ein Online-Workshop statt. Statt im Wald sammeln die Teilnehmerïnnen in ihren Haushalten Material, WC-Papierrollen und so, um daraus die Gefässe zum Ansäen herzustellen. Sie müssen also keine Töpfe kaufen und ist es auch nachhaltiger. Wir haben den Leuten, die sich angemeldet haben, ein Päckli mit Samen und Erde geschickt. Das Projekt heiss ja Ratatouille, also geht es darum, dass wir zusammen die Zutaten produzieren. Es hat etwa zehn Samen von ganz verschiedenen Pflanzen darin, die sind anonym, also man weiss nicht, was daraus wird. So gibt es etwas zu entdecken während dem Keimen, die Leute sind neugierig und sorgen darum hoffentlich gut für ihre jungen Gemüse. Wir haben einen kleinen Flyer mitgeschickt, mit dem man seine Pflanzen identifizieren kann, es hat da zum Beispiel Bilder von frisch gekeimten Zucchinis oder Auberginen. Es hat in der Lieferung aber beispielsweise auch Sonnenblumensamen dabei, Pflanzen, die nicht ins Ratatouille passen, aber einfach schön sind.
Nach ungefähr zwei Monaten bringen alle ihre Setzlinge ins aki. Vielleicht haben einige Leute doch nicht so gut aufgepasst oder wollen ihre Setzlinge doch lieber bei sich behalten. Dann müssen wir halt reagieren, auf den Markt gehen und Ersatz kaufen oder so. Jedenfalls wollen wir die Setzlinge in unsere Gartenbeete im aki verpflanzen. Es soll schön aussehen, auch Leute, die nur daran vorbeigehen, sollen etwas davon haben. Das grosse Ziel ist dann das gemeinsame grosse Ratatouille-Treffen im August. In sechse Monaten geniessen alle Gärtnerïnnen in echt zusammen das Essen, selbstgemacht, vom Samen bis auf den Teller. Wir sind total sicher, dass es super herauskommt. Das ist doch nicht utopisch, oder?
Vom 8.-13. März organisieren Studentïnnen von fünf Zürcher Hochschulen die Nachhaltigkeitswoche – ein kostenloses Programm mit Events, Workshops und Diskussionen. Stories for Future erzählte eine Woche lang Geschichten von Menschen aus diesem Umfeld.
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